Musik verbindet Menschen und Kulturen
Einen dezentralen Beitrag zu den staatlichen Feierlichkeiten in Erfurt leisteten am Tag der Deutschen Einheit Chöre und Orchester in ganz Deutschland: In mehr als 300 Städten und Gemeinden luden sie Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft ein zum offenen Singen und Musizieren. Auch der Stadt-, Jugend- und Kinderchor Engen sowie das Vokalensemble »Philianer« schlossen sich unter der Leitung von Ulrike Brachat der bundesweiten Kampagne an. Die Initiative »3. Oktober - Deutschland singt und klingt« war Ideen-Geber der Aktion, bei der alle Mitwirkenden zeitgleich ab 19 Uhr Lieder aus Ost und West anstimmten. In Engen wartete die Chorleiterin noch kurz das Läuten der Kirchenglocken ab: »Die Glocken sind in D gestimmt, das passt nicht zum ersten Lied«, erklärte Ulrike Brachat augenzwinkernd. Mit einer winzigen Verspätung von nicht einmal zwei Minuten begann schließlich unter freiem Himmel auf dem Marktplatz ein besonderer musikalischer Abend: Harmonischer Chorgesang, ausgezeichnete Solistinnen, herzerfrischende Kinderstimmen und textsichere Bürgerinnen und Bürger ließen ein kulturübergreifendes »Wir-Gefühl« entstehen - es wurde auf Deutsch ebenso wie in englischer, hebräischer und lateinischer Sprache gesungen. Das Repertoire hatte Ulrike Brachat zusammengestellt aus einem eigens für diese Aktion herausgegebenen Liederheft. Darin versammelt sind bekannte Volkslieder ebenso wie Pop-Songs. Brachat, die auf dem E-Piano begleitete und beim Dirigieren von Luca Hölbling unterstützt wurde, setzte auf eine ausgewogene Mischung aus offenem Singen und Konzert. Für stimmungsvolle Momente sorgten dabei vor allem die Solistinnen. Die 12-jährige Elena Kezie aus Mühlhausen-Ehingen absolvierte ihren allerersten Solo-Auftritt mit Bravour. Deborah Preter, die für eine erkrankte Kollegin einsprang, begeisterte unter anderem mit »Imagine« (John Lennon), Francesca Citera überzeugte als Vorsängerin bei »Dona Nobis Pacem« und Saskia Zirell sang wunderschön »Die Hoffnung lebt zuerst«. Das Lied (Text: Manfred Siebald, Musik: Christian Schnarr) entstand als »Hymne für Deutschland singt« schon 2021 und erlangt derzeit durch den Krieg in der Ukraine brandaktuelle Bedeutung. Auf die prekäre Lage der ukrainischen Bevölkerung wies auch Bürgermeister Johannes Moser in seiner Ansprache hin. Den Menschen in ganz Europa ebenso wie vor Ort in Engen attestierte Moser »großes Mitgefühl, großes persönliches Engagement und Hilfsbereitschaft«. Er sei davon überzeugt, dass mit gesellschaftlichem Zusammenhalt Krisen und Konflikte überwunden werden könnten, so Moser weiter. Den 3. Oktober sehe er in Anlehnung an den Text der Nationalhymne als ein Symbol für Einigkeit, Recht und Freiheit: »Freiheit zählt zu den wichtigsten Grundrechten einer Demokratie und bedeutet die Freiheit zu haben, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen«. Auch in den Text-Passagen, die zwischen den Liedern von Mitgliedern des Jugend-Chores und der Philianer vorgetragen wurden, drehte sich alles um die Themen Frieden und Freiheit. Wie ein friedliches und freies Miteinander aussehen könnte, besang der Kinderchor gemeinsam mit den »Großen« in Rolf Zuckowskis Lied »Europa, Kinderland«. Darin heißt es: »Kleine Europäer rücken immer näher, immer näher aufeinander zu. (…) Denken ohne Schranken, frei sind die Gedanken«. Mit dem Singen der Nationalhymne, begleitet von Trompeter Gerold Honsel, beschlossen Akteure und Publikum gemeinsam den besinnlichen Abend.
Zum Finale: Carina Müller. Sie überzeugte mit Ihrer besonderen Stimme und verlieh dem einzigartigen Konzertabend das perfekte »I-Tüpfelchen!«
Der erst 17-jährige Leonard Kunz begleitete am Klavier das komplette Programm, mit einer sehr guten Technik und bemerkenswerter Musikalität. Carina Müller bedankte sich bei MD Ulrike Brachat im Namen aller Mitwirkenden mit herzlichen Worten für ihr unermüdliches und außergewöhnliches Engagement. Nur mit einer stimmerfahrenen und sehr gut pädagogisch ausgebildeten Lehrkraft sind solche Erfolge möglich. Unter tosendem Applaus überreichte Frau Brachat den jungen Künstlern ihre vielen Preise und Urkunden-Bewertungen der Regional,- Landes- und Bundespreise, als krönenden Abschluss. (Text: Jessica Hölbling)